01.01.2021


Wir Kinder vom Kleistpark: „...feiern Weihnachten“



Weihnachten mit der ganzen Welt



Hochwertige Musikproduktionen für Kinder zu machen, ist eine Sache. Eine ganz andere ist es, sie aktiv daran teilhaben zu lassen. Wenn Kinder im Kinderlied die Stimme erheben dürfen, ist damit meistens die Absicht verbunden, bemüht kindgerechte Inhalte noch authentischer rüberzubringen zu wollen. Einfluss auf die Texte oder die musikalische Umsetzung haben Kinder dabei aber nur selten. Nun ist es zugegeben auch herausfordernd, professionell mit Kindern im Studio zu arbeiten. Sie sind eben Kinder und bringen entsprechend unterschiedliche Vorerfahrungen und Begabungen mit. In der Kita am Kleistpark ist das anders, denn dort gehört musikalische Förderung für alle Kita-Kinder zum Alltag. Diese kontinuierliche musikpädagogische Arbeit ist der Hintergrund, vor dem diese Produktion eingeordnet werden muss.

Mit dem Ziel, diese Arbeit akustisch zu dokumentieren und mit dem Anspruch, gute Musik mit Kindern und Erwachsenen für Kinder und Erwachsene zu veröffentlichen, gründeten die Musikerin Elena Marx und der Musikproduzent Jens Tröndle im Jahr 2007 das Label „fünfton“. Wie bei allen Produktionen aus diesem Haus, steht auch bei „Wir Kinder vom Kleistpark feiern Weihnachten“ die Herkunft der Kita-Kinder als künstlerische Ressource im Mittelpunkt. Doch diesmal treffen eben Weihnachtslieder auf Weltmusik, Klassik und Pop, von erwachsenen Profimusiker*innen instrumentiert, gesungen von den Kindern selbst.

Die Eröffnung der Produktion erfolgt mit „Benedicamus Domino“, einem andächtig getragenen Lied, das auf eine liturgische Komposition zurückgeht. Es folgen ganze 25 weitere Songs, die in jeder Hinsicht eine beeindruckende Vielfalt zum Vorschein bringen: Musikalisch kommt ein breites akustisches Instrumentarium zum Einsatz, formal wechseln sich Gesang, Poesie und instrumentale Kompositionen ab. Für jedes Lied steht ein anderes Kind am Mikrofon und bringt seine individuellen Kompetenzen mit ein. Vordergründig belegen das bereits die zahlreichen Sprachen, die auf dem Album vertreten sind. Zu hören sind Weihnachtslieder aus Spanien, Finnland, Frankreich, Russland, den USA oder der Ukraine. Bestechend ist aber auch die Präsenz der Kinder. Erstaunlich, welches musikalische Talent sich schon bei den jüngsten von ihnen zeigt – etwa bei dem niederländischen Kinderlied „Zie ginds komt de stoomboot“. Wie viele Lieder dieser Produktion, fällt es mit knapp einer Minute zwar sehr kurz aus, konzentriert sich damit aber umso mehr auf das Wesentliche: Die Darbietung des jeweiligen Kindes.

Viele weitere Titel zeugen von der Qualität dieses Albums: „Lieber guter Nikolaus“ wiederholt zwar die immer gleichen Verse, gewinnt aber durch wechselnde Kinderstimmen und mehrere solistische Parts an musikalischer Tiefe. „Nussstrudel“ mutet fast wie ein Popsong an, das auf verschiedenen Sprachen vorgetragene Fingerspiel „Fünf Finger sitzen dicht an dicht“ wird dagegen mit einer Klavierkomposition von Edward Grieg begleitet. Bemerkenswert ist auch, dass mit „Lasst uns froh und munter sein“, „Ihr Kinderlein kommet“, „Alle Jahre wieder“ und „Les Anges (Engel auf den Feldern singen)“ vergleichsweise wenig bekannte Weihnachtslieder auf dem Album vertreten sind. Hinzu kommt die durchweg professionelle Performance der beteiligten Musiker*innen. Deutlich ist hörbar, dass sie die Arbeit an diesem Album nicht als Kinderkram abtun, sondern mit großer Zuneigung betreiben. Sie nehmen ihre Rolle ernst, stellen ihren Beitrag aber ganz in den Dienst der Kinder.

Fazit: „Wir Kinder vom Kleistpark feiern Weihnachten“ ist das Ergebnis einer hinwendungsvollen musikpädagogischen Arbeit. Als Hörer*in bekommen wir eine Ahnung davon, wie bereichernd diese Erfahrung für die beteiligten Kinder gewesen sein muss. Im abschließenden Epilog, in dem sie sich alle nochmal kurz persönlich vorstellen, wird ihr ganzer Stolz hör- und spürbar. Auf uns Erwachsene mögen ihre Stimmen hauptsächlich niedlich wirken. Gerade für jüngere Kinder erfüllen sie aber eine vorbildhafte Funktion. Denn wenn es im Jahresverlauf eine Zeit gibt, die sich ganz besonders zum gemeinsamen Singen anbietet, dann ist es wohl die Weihnachtszeit. Genau dazu lädt dieses Album ein. Darüber hinaus überzeugt aber auch das Zusammenwirken verschiedener kultureller Einflüsse. Vielfalt wird hier weder problematisiert noch propagiert, sondern einfach gelebt. Mühelos gelingt der Produktion die Verknüpfung von Tradition und Moderne, Musik und Poesie, Klassik und Pop. Am Ende bleibt das Gefühl zurück, das Weihnachtsfest im Kreise der ganzen Welt gefeiert zu haben.

Erschienen bei


fünfton

Veröffentlicht


2012

Bewertung der Redaktion: 5/5


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