01.01.2021


„Mit Gefühl“



Musikalische Früherziehung im Wald



Never change a running system! Nach bereits zwei überaus erfolgreichen Teilen der musikalischen Hörspielreihe mit der Eule („Eule findet den Beat“ und „Eule findet den Beat – Auf Europatour“), findet mit „Mit Gefühl“ nun die dritte Ausgabe ihren Weg in die Kinderzimmer. Eltern, die bereits zuvor von dem Konzept überzeugt waren, werden inzwischen wahrscheinlich blind zugreifen. Aber lohnt sich der Kauf wirklich, oder erschöpft sich die Produktion in der schlichten Reproduktion des Erfolgsrezepts seiner beiden Vorgänger?

Solltet irgendjemand die Geschichten der kleinen Eule noch nicht kennen – die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Eule lebt im Wald und hat eine ausgesprochene Affinität zu Musik. Dank der Hilfe anderer Waldbewohner*innen hat sie in den ersten beiden Teilen bereits verschiedene musikalische Stile und die Vielfalt der europäischen Musikkultur kennenlernen können. Nun möchte sie auch selbst ein Instrument spielen. Gesagt, getan: Der Tausendfüßler schenkt ihr eine Ukulele. Doch erstaunlicherweise fliegen der Eule die Ideen für ein eigenes Lied nicht einfach so zu. Wieder sind es die anderen Tiere, die ihr diesmal dabei helfen, ihre eigenen Gefühle zum Klingen zu bringen.

Ausgerechnet der erste Song "Jeder braucht Liebe", in dem die Eichhörnchen von der Liebe zwischen Kindern und Eltern singen, kommt dann gleich etwas arg schnulzig daher und vermischt überdies die Perspektiven von Kindern und Erwachsenen. Wer davon nicht abgeschreckt wird, kann im weiteren Verlauf des Albums aber durchaus schöne musikalische Entdeckungen machen. Mit punkiger Attitüde verleiht der Igel in „Wut Alarm“ seiner Wut über weggeworfenen Müll im Wald Ausdruck, mit Anleihen an afroamerikanische Worksongs besingen die Ameisen in „Gemeinschaft macht stark“ die Kraft des Kollektivs. Wieder andere Lieder stellen deutliche Bezüge zu Vorbildern aus der Popmusik her. So hat sich das Murmeltier für „Keine Angst vor Monstern“ ohne Zweifel von der österreichischen Band Bilderbuch inspirieren lassen. Der Dachs wiederum würde sich mit seinem Song „Ein bisschen Mut tut gut“ zwischen Bands wie Silbermond oder Boy sicherlich gut aufgehoben fühlen. Wieder sammelt die Eule also zahlreiche neue Erfahrungen – und am wichtigsten ist für sie dabei wohl die Erkenntnis: Jedes meiner Gefühle ist willkommen!

Die Stärke dieser Produktion ist nicht ihr musikalisches Innovationpotential, sondern die gelungene Umsetzung eines didaktischen Konzepts. Genau darin liegt auch das erklärte Ziel der drei jungen Frauen, die hinter der Idee zu dem Musikhörspiel stecken. Diesmal spannt die Geschichte der kleinen Eule einen roten Faden durch relevante musikalische Fragestellungen – nicht nur von Kindern: Wie kann ich ein Instrument lernen? Wie schreibe ich ein Lied? Oder: Wie finde ich eine schöne Melodie? Die stilechte Umsetzung der einzelnen Titel arbeitet die inhaltlichen Bezüge zur Geschichte gut heraus. Alles klingt wie aus einem Guss, jedes Kind wird glaubhafte Identifikationsfiguren finden.

Fazit: „Mit Gefühl“ bleibt den Stärken der beliebten Hörspielreihe absolut treu. Nicht künstlerische Selbstverwirklichung steht hier im Mittelpunkt, sondern das aufrichtige Bemühen, Kindern einen möglichst unvoreingenommenen Zugang zur ganzen Genrevielfalt von Popmusik zu ermöglichen. Mehr als sonst wird dabei das Zusammenwirken von Musik und Text unter die Lupe genommen, musikalische Parameter wie Dynamik, Tempo oder verschiedene Tonarten werden anschaulich erklärt. All das kommt aber weder belehrend noch angestrengt daher, sondern ist schlüssig umgesetzt und wirkt in den besten Momenten auch noch ausgesprochen phantasieanregend. Wenn es also unbedingt Kindermusik mit pädagogischem Anspruch sein muss, dann bitte genau so: Mit Gefühl!


Video




Erschienen bei


noch mal!!/Universal Music

Veröffentlicht


2020

Bewertung der Redaktion: 4/5


Herausgeber*in



Eule findet den Beat

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