01.01.2021


Pelemele: „Pelemele und der Geschenkefluch“



Musikvermittlung mit dem Weihnachtsmann



Der Weihnachtsmann hat ein Problem: Weil die Kobolde streiken, gerät die Geschenkeproduktion schwer ins Stocken. Weihnachten droht auszufallen – und nur die Musiker von Pelemele! können das offenbar noch verhindern. Deshalb kriegt die Band mitten im Sommer unerwarteten Besuch im Proberaum und findet sich wenig später am Nordpol wieder...

Zu viel möchte ich nicht über die Geschichte verraten, die sich Pelemele! für dieses Hörspiel ausgedacht haben. Richtig gehört: „Pelemele und der Geschenkefluch“ ist kein herkömmliches Musikalbum, sondern ein Musikhörspiel für Kinder. Und das ist noch nicht einmal besonders weihnachtlich geraten. Es gibt zwar den Weihnachtsmann, Weihnachtswichtel und auch eine Weihnachtselfe. Vor allem aber gibt es die Musiker von Pelemele! – und ihre Musik. Im Mittelpunkt dieser kurzweiligen Erzählung steht die Band selbst, die sich kompromisslos der Idee widmet, ihre gänzlich unbesinnlichen Lieder in einen weihnachtlichen Kontext einzubetten. Tatsächlich funktioniert das auch. Zumindest wenn man sich vorab darüber bewusst ist, mit welcher Art von Musik Kinder es hier zu tun bekommen. Denn Pelemele! ist eine waschechte Rockband – nur eben für Kinder. Anstatt still und andächtig, geht es hier also vergleichsweise laut zu.

Das gilt allerdings nur für die Momente, in denen überhaupt Musik zu hören ist. Mit gerade mal drei Songs fällt der Musikanteil dieser Produktion jedoch ausgesprochen gering aus. Zu Recht stellt sich also die Frage, ob wir es hier überhaupt mit einer Musikproduktion für Kinder zu tun haben? Die Antwort lautet: „Jein!“ Wer sich vorrangig neue Pelemele!-Lieder wünscht, wird an dieser Platte keine Freude haben – auch wenn mit „Hey, hey, hey, hey“, „Frühstücksshow“ und dem extra für dieses Hörspiel komponierten „Geschenkmaschinenrock“ immerhin drei Songs zu hören sind, die die musikalischen Qualitäten der Band ziemlich gut wiederspiegeln. Sie sind laut, toll arrangiert und werden absolut stilsicher vorgetragen. Inhaltlich lassen sie jedoch jeden Bezug zu Winter oder Weihnachten vermissen.

Als Musikproduktion geht dieses Hörspiel vor allem deshalb durch, weil es die Musik der Band in den Fokus der Geschichte rückt. Ein solcher Ansatz ist oft mit der Gefahr verbunden, dass das Ergebnis arg didaktisch daherkommt – ganz nach dem Motto: „Hört her, so klingt eine E-Gitarre. Und das ist ein Schlagzeug.“ Pelemele! passiert das nicht, weil sie die Geschichte so konzipiert haben, dass sich ihre Musik mehr oder weniger organisch darin einfügt. Technisch wurde diese Idee durchaus ambitioniert umgesetzt und auch als Sprecher machen die Musiker eine überraschend gute Figur. Ankreiden kann man der Geschichte lediglich, dass die Figurenzeichnung etwas klischeehaft geraten ist. Der Weihnachtsmann ist ein lieber Opa, dem seine eigene Gutmütigkeit im Weg steht, die Weihnachtselfe wirkt in ihrer Dauerhysterie ein wenig anstrengend. Und die Band? Nun ja... die bemüht sich, sympathisch rüberzukommen.

Fazit: Man kann Pelemele! angesichts dieser Produktion ausgeprägte Selbstverliebtheit unterstellen. Ebenso gut kann man aber auch den durchaus mutigen Ansatz würdigen, einen vergleichsweise unkonventionellen Weg popkultureller Musikvermittlung beschritten zu haben. Am Ende sind es natürlich die Lieder der Band, die zur entscheidenden Wendung in der Geschichte führen. In dieser Pointe steckt eine wichtige Erkenntnis: Die Stärke von Pelemele! liegt eindeutig beim gemeinsamen Musizieren, nicht bei der Produktion von Hörspielen. »Ich kenne die Wünsche von allen Kindern, auch wenn sie groß geworden sind«, sagt der Weihnachtsmann gleich zu Beginn der Geschichte. War es also vielleicht einfach der Wunsch der Band, ein solches Experiment zu wagen? Auch wenn sie die Welt der Musikhörspiele am Ende ganz sicher nicht neu erfunden hat, bereichert sie mit „Pelemele und der Geschenkefluch“ das Spektrum an weihnachtlichen Kindermusik-Produktionen auf eigensinnige Art. Unterm Strich steht den Musikern dieser Ansatz deutlich besser zu Gesicht, als traditionelle Weihnachtslieder mit verzerrten Gitarren zum Besten zu geben.

Erschienen bei


Laut! Records

Veröffentlicht


2011

Bewertung der Redaktion: 2/5


Künstler*in



Bandfoto Pelemele

Pelemele

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