01.01.2021


Mai Cocopelli: „Wenn es Winter wird“



Soundtrack für romantische Wintertage



Als Kindermusikerin ist Mai Cocopelli eine bemerkenswerte Überzeugungstäterin. Schon in jungen Jahren begann sie, Kinderlieder zu komponieren – und seitdem hat sie auch nicht mehr damit aufgehört. Mit großem Herzen, musikalischem Anspruch und einem ausgeprägten Gespür für die Befindlichkeiten ihrer Zielgruppe hat sie ihren ganz eigenen Platz in der Kindermusikszene besetzt. Gemeinsam mit einer Handvoll versierter Musiker zog sie sich für „Wenn es Winter wird“ 2010 in ein Studio zurück, das durch seine besondere Lage mitten im Wald die perfekte Kulisse für die Aufnahmen zu diesem Winter- und Weihnachtslieder-Doppelalbum bot. Doch längst nicht nur die Wahl des Studios hat zur Authentizität dieser Produktion beigetragen.

Als Österreicherin kommt Cocopelli vermutlich häufiger in den Genuss schneebedeckter Berge. Auch das mag eine Erklärung dafür sein, dass sie so glaubwürdig und facettenreich über den Winter singen kann. Besonders atmosphärisch gelingt ihr das in „Wenn es Winter wird“, einem vertonten Gedicht von Christian Morgenstern, in dem ihre Stimme und die Instrumente gekonnt die geheimnisvolle Geräuschkulisse eines zugefrorenen Sees imitieren. „Der erste Schnee“ (nach einem Gedicht von Friedrich Güll) zeigt dagegen, dass auch aus dem Zusammenspiel von Kontrabass, Schlagzeugbesen und akustischen Gitarren temporeiche Winterlieder entstehen können. Das drollige Mutter-Tochter-Duett „Komm, wir backen heute Kekse“ greift die erzählerische Dramaturgie von Rolf Zuckowskis „In der Weihnachtsbäckerei“ auf und macht dem Klassiker ernsthaft Konkurrenz.

Neben diesen und weiteren Eigenkompositionen bedient sich Mai Cocopelli freizügig am reichhaltigen Fundus von traditionellen Weihnachtsliedern, hat ihnen aber immer etwas eigenes hinzuzufügen. So überrascht „Fröhliche Weihnacht“ mit ausladender Percussion-Begleitung. Untermalt von Streichern und einem Kinderchor erhält „Leise rieselt der Schnee“ eine fast hymnische Anmutung und im Lied „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ stellt Cocopelli mit dezenten Jodel-Einlagen erfrischende Bezüge zu ihrer Heimatregion her. Umgekehrt greift „Winter, komm und zeige dich“ nur Versatzstücke der Melodie von „Oh du Fröhliche“ auf.

Keine Frage: „Wenn es Winter wird“ strotzt nur so vor Musikalität. Das Album wird von seiner komplett akustischen Instrumentierung getragen, ist aber maßgeblich auch von Mai Cococpellis zugewandtem Gesang geprägt. Die oft mehrstimmig gesetzten Melodien erschaffen eine wohlige Atmosphäre, die der besinnlichen Grundstimmung der Platte gut zu Gesicht steht. Gerade angesichts dieser Qualitäten hätte es die vier von der Musikerin selbst vorgetragenen Geschichten im Verlauf des Albums gar nicht gebraucht. Irritation lösen auch Lieder wie „Lasst uns einen Teppich weben“, „Poch Poch“, „Unser Licht“ und „Ich bin eine Sonne“ aus, die allesamt etwas spirituell geraten sind. (»Ich bin ein Wesen aus Licht / ich entscheide mich / im Licht des Friedens zu leben.«) Solche Songs muss man mögen. Sie schmälern den positiven Gesamteindruck dieser Platte aber nur geringfügig.

Fazit: Ideenreich bringt Mai Cocopelli auf „Wenn es Winter wird“ viele Facetten der kalten Jahreszeit zum Klingen, bleibt ihrem Stil dabei aber durchweg treu. „Das Feuer für meine Arbeit lodert hell und meine Liebe für Kinder wächst über sich hinaus“, schreibt sie im Booklet. Diese Freude ist der Produktion in jedem Takt anzuhören. Ohne Zweifel zeichnet Cocopelli ein sehr romantisiertes Bild von Winter und weißer Weihnacht, doch welches Kind verfällt dem zu dieser Jahreszeit nicht? Mindestens so lange noch an den Weihnachtsmann geglaubt wird, liefert das Album einen gelungenen Soundtrack für besinnliche Stunden. Fehlt nur noch ein knisterndes Feuer im Kamin und eine heiße Schokolade. Für viele Menschen – und insbesondere für Kinder – ist der Winter nun einmal eine Zeit der Stille. Diese Produktion dröhnt sie nicht zu, sondern bringt sie andächtig zum Klingen.


Video




Erschienen bei


Cocopelli Music

Veröffentlicht


2010

Bewertung der Redaktion: 4/5


Künstler*in



Pressefoto "Mai Cocopelli"

Mai Cocopelli

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