Albumcover "Eule findet den Beat - Mit Instrumenten"
18.11.2022


„Eule findet den Beat: Mit Instrumenten“



Gewollt und gekonnt



Wer sich auch nur ein bisschen für Kindermusik interessiert, dem oder der muss man die Eule inzwischen wohl nicht mehr vorstellen. Im Jahr 2014 erschien die erste Ausgabe der Hörspielreihe, die mit dieser neuesten Produktion inzwischen vier Teile umfasst – und bei mehr als 450.000 verkauften Exemplaren (und sogar einer eigenen Tonie-Figur – welche Kindermusiker*innen können das schon von sich behaupten...?) darf sich der ebenso niedliche wie musikbegeisterte Vogel inzwischen völlig zu Recht als Star im Kinderzimmer bezeichnen. Schon vor acht Jahren, als sich die Eule im ersten Teil auf eine Reise zu verschiedenen musikalischen Genres begab, waren Eltern und Kinder gleichermaßen begeistert. Es folgten eine Tour durch die verschiedenen Musikstile Europas und zuletzt eine Geschichte über Gefühle und wie Musik dabei helfen kann, sie auszudrücken. Immer im Mittelpunkt: Die kleine Eule, die mit der Hilfe anderer Tiere in die facettenreiche Musikwelt eintaucht.

An diesem bewährten Prinzip hat sich auch im nunmehr vierten Teil nichts verändert. Seitdem Eule Ukulele spielen kann, hört sie gar nicht mehr damit auf. Und so passiert, was irgendwann passieren muss: An ihrem Instrument reißt eine Saite. So kommt es, dass sich Eule auf den Weg zum legendären Musikfachgeschäft der alten Häsin in der Musikmacherstrasse macht, einem Ort, an dem der Geruch von Melodien förmlich in der Luft liegt. Dort angekommen, will es das Schicksal so, dass sie für eine ganze Weile auf den Laden aufpassen muss und dabei die tierische Kundschaft kennenlernt.

Logisch, dass alle, die den Laden betreten, auch irgendein Instrument spielen. Schon auf dem Weg zur Häsin macht Eule Bekanntschaft mit dem Hund, der der Mundharmonika verfallen ist und mit „Überall Zuhaus“ nicht nur den ersten Song des Hörspiels, sondern gleich auch eine Hommage an Bob Dylan abliefert. Im Laden selbst geht es dann nach eben diesem Prinzip weiter: Das Meerschweinchen spielt Schlagzeug und bezeichnet sich deshalb selbst als die „Kapitänin der Band“, ein Song, der inhaltlich einem vergleichsweise didaktischen Anspruch folgt, musikalisch aber ziemlich kraftvoll rüberkommt. Mit Wiener Schmäh verkörpert Enterich einen Freund klassischer Musik und weiß ausgesprochen viel über Streichinstrumente zu erzählen. „Erste Geige“ ist dann aber trotzdem ein Popsong mit pompösem Streicher-Arrangement und gelungenen Wortspielen und erinnert ein wenig an den Stil der irischen Folkpop-Band The Corrs. Das etwas überdrehte Chinchilla wiederum will seinen reparierten Verstärker abholen und checkt noch vor Ort, ob der verzerrte Sound seiner E-Gitarre auch tatsächlich wieder funktioniert. „Overdrive“ gerät entsprechend laut und bedient dabei alle Klischees eines stadiontauglichen Rocksongs. Mit ihren acht Beinen ist die Spinne natürlich prädestiniert, um am Klavier zu glänzen und mit „Hier mit mir“ einen vergleichsweise gefühlvollen Titel abzuliefern. Und die ziemlich entspannt aufgelegte Schildkröte führt Eule mit ihrer Trompete und dem Song „Kurz mal STOP!“ schließlich in das klangliche Universum von Brass- und Marching-Bands ein.

„Mein lieber Herr Gesangsverein“ staunt Eule, bevor sie dem „Chor der Wellensittiche“ lauscht, um gleich darauf auf den erzählerischen Höhepunkt der Geschichte zuzusteuern. Denn als plötzlich auch noch das Nashorn DIKKA auftaucht, das sich mit zwei Alben längst eine eigene Karriere als rappender Kinderstar aufgebaut hat, ist das Glück perfekt. Zusammen mit der Eule nimmt DIKKA im Studio der alten Häsin dann auch gleich seinen neuen Song „Das kann nur Musik“ auf – Crosspromo, die sich allzu offensichtlich anbietet, denn schließlich haben Eule und Nashorn bei Universal Music ein gemeinsames Zuhause. Am Ende des Hörspiels haben Kinder nicht nur einer überaus heiteren Geschichte und acht höchst individuellen Songs gelauscht, sondern auch einen intensiven Crashkurs in Instrumentenlehre absolviert.

Fazit: Auch im inzwischen vierten Teil von Eule findet den Beat drängt sich das musikpädagogische Anliegen offensichtlich in den Vordergrund und wirkt in manchen Momenten ziemlich gewollt, zugleich aber eben auch gekonnt. Es ist vor allem die stilechte und professionelle Umsetzung der einzelnen Songs, die dieser Produktion ihre besondere Qualität verleiht. Dass der Vermittlungsanspruch dabei nicht allzu penetrant rüberkommt, ist vor allem der Eigenständigkeit der Lieder zu verdanken. Zwar nehmen sie in ihrer Instrumentierung erkennbar Bezug auf die Geschichte, inhaltlich greifen sie aber oft Themen und Botschaften auf, die auch für sich stehen können. Stilistisch orientieren sie sich am popkulturellen Zeitgeist und manchmal geraten sie dabei auch arg gefällig. In ihrer Gesamtheit repräsentieren die Songs aber dennoch eine große musikalische Vielfalt, die im Zusammenwirken mit einer klug durchdachten Rahmenhandlung und stimmig ausgewählten Charakteren viel Spaß macht. Bemerkenswert ist auch die Stringenz der Reihe insgesamt. Zwar stehen die einzelnen Teile des Hörspiels jeweils für sich, doch dank des schlüssigen Gesamtkonzepts und der immerzu wissbegierigen Hauptfigur zieht sich zugleich ein sich stetig fortspannender, roter Faden durch die vier Abenteuer. Zweifellos werden Kinder also auch an diesem Hörspiel wieder ihre Freude haben und eher nebenbei viel musikalisches Fachwissen daraus mitnehmen. Und spätestens wenn zum Schluss der Titelsong „Eule findet den Beat“ – nur von einem Blockflöten-Ensemble begleitet – das Hörspiel beendet, wird auch den erwachsenen Hörer*innen klar, das die guten musikpädagogischen Konzepte von heute nicht mehr allzu viel mit dem zu tun haben, was sie selbst als Kinder erfahren und mitunter durchlitten haben.


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Erschienen bei


noch mal!!!

Veröffentlicht


2022

Bewertung der Redaktion: 4/5


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Eule findet den Beat

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